Mit dem VALTAXA Azubi Report knüpft VALTAXA an die erste große Studie – dem VALTAXA Report – bei den Angestellten in den steuerberatenden Berufen an und hat nun diejenigen befragt, die die Berufe zukünftig prägen, die Auszubildenden.
Auch diesmal wurde die Studie im Rahmen einer Umfrage von März bis Ende Oktober durchgeführt. Hierzu hat ein Team des Vorstands Fragen ausgearbeitet, aus welchen hervorgehen soll, was die Auszubildenden bewegt, wieso es gerade diese Ausbildung geworden ist, mit welchen Problemen sie in der Ausbildung konfrontiert worden sind und wie sie ihre berufliche Zukunft sehen.
Zur Umfrage aufgerufen waren alle Azubis aus Unternehmen, die nach § 3 Steuerberatungsgesetz (StBerG) zur unbeschränkten Hilfeleistung in Steuersachen befugt sind. Um ein möglichst breites und repräsentatives Ergebnis zu erzielen, waren ausdrücklich auch alle Azubis nach obiger Definition zur Umfrage eingeladen, die nicht Mitglied bei VALTAXA sind.
Teilnehmer
Geöffnet wurde die Umfrage 606 Mal, jedoch haben insgesamt 306 Auszubildende die Umfrage abgeschlossen (im Nachfolgenden Teilnehmer genannt). Von den Teilnehmern waren 77 % weiblich und 22 % männlich. Die Spitzenreiter in Bezug auf die Teilnehmerzahlen waren die Bundesländer Bayern (35 %), Nordrhein-Westfalen (16 %) und Niedersachsen (10 %). Es zeigt sich, dass es Teilnehmer aus allen Bundesländern gab.

Rahmenbedingungen der Ausbildung
Von den Teilnehmern absolvieren 253 eine duale Ausbildung, 18 eine triale Ausbildung und 17 eine Umschulung. Niemand der Befragten befindet sich in der einjährigen Ausbildung für Hochschulabsolventen. Insgesamt zeigt sich, dass über 80 % der Auszubildenden die „klassische“ duale Ausbildung in einer Kanzlei und Berufsschule wahrnehmen.
Auch bei der Ausbildungsdauer zeigt sich, dass sich hier die meisten Auszubildenden für die Regelausbildungszeit von drei Jahren entschieden haben (81 % der Befragten). Zu beachten gilt hier jedoch, dass sich die Auszubildenden zum Befragungszeitpunkt in der Ausbildung befunden haben und folglich nicht die tatsächliche Ausbildungslänge, sondern lediglich die beabsichtigte Ausbildungslänge erfragt wurde.
Teilgenommen haben Auszubildende über alle Lehrjahre hinweg (1. Lehrjahr 26 %, 2. Lehrjahr 39 %, 3. Lehrjahr 32 % und 4. Lehrjahr 1 %).

Lediglich 15 Auszubildende haben Blockunterricht neben der Ausbildung in der Kanzlei, wohingegen 146 Auszubildende zwei Tage in der Woche und 124 einen Tag in der Woche die Berufsschule besuchen. 17 Auszubildende haben angegeben, andere als die vorgenannten Unterrichtszeiten zu besuchen. In manchen Bundesländern ist der Besuch der Berufsschule für die Auszubildende keine Pflicht oder der Unterricht wird anders gestaltet und z.B. nur zweiwöchig angeboten, dies könnte auf die 17 anderen Unterrichtsformen hindeuten.
Bei der Frage, wieso die Auszubildenden sich für die Ausbildung zum/r Steuerfachangestellten entschieden haben, lagen die Sicherheit des Arbeitsplatzes in der Zukunft, die passenden persönlichen Interessen und Stärken als auch die vielversprechenden Karrieremöglichkeiten und Aufgabenvielfalt und Abwechslung im Berufsalltag vor dem guten Gehalt oder familiären Beziehungen zu diesem Berufsbild. Dies zeigt eindeutig, dass die Wahl des Ausbildungsplatzes nicht nur durch monetäre Anreize beeinflusst wird. Die Auszubildenden planen einen langfristigen Karriereweg und legen Wert darauf, dass der Arbeitsplatz auch zu den persönlichen Interessen und Stärken passt. Außerdem zeigt sich, dass die Wahl des Ausbildungsplatzes nicht direkt durch das familiäre Umfeld beeinflusst wird.

Insgesamt waren die Teilnehmer sehr zufrieden mit der Wahl der Ausbildung. Dies zeigt die durchschnittliche Bewertung der Zufriedenheit der Wahl des Ausbildungsberufes mit der Note 7,9 (0 = unzufrieden; 10 = zufrieden).
Ausbildungsbedingungen in der Kanzlei
Die Kanzleien der Auszubildenden beschäftigen bis zu drei Auszubildende (41 %), lediglich einen Auszubildenden (29 %) oder bis zu sechs (17 %), bis zu acht (7 %) über 10 (2%) Auszubildende. Keiner der teilnehmenden Auszubildenden war in einer Kanzlei angestellt, welche über 15 Auszubildende beschäftigen. Dieses Ergebnis könnte darauf hindeuten, dass Auszubildende aus größeren und kleineren Kanzleien teilgenommen haben oder aber auch darauf hindeuten, dass einige Kanzleien mehr in die Ausbildung investieren als andere Kanzleien.
Die Auszubildenden gaben an, dass sie einen festen Ansprechpartner in Bezug auf die Ausbildung in der Kanzlei haben (76 %) und 55 % dieser Auszubildenden sitzen mit dem Ausbilder im selben Raum. Die Vorgesetzen interessieren sich darüber hinaus auch für die schulischen Leistungen der Auszubildenden, dies gaben 64 % der Befragten an.
Die Ausbildung innerhalb der Kanzleien hat folglich einen hohen Stellenwert, da die Auszubildenden einen (festen) Ansprechpartner zur Seite gestellt bekommen und auch die Leistungen in der Schule relevant sind. Dies zeigt, dass die Ausbildenden ein Interesse an dem Erfolg der Ausbildung haben und dies auch verfolgen.
Die Kanzleien bzw. Arbeitgeber investieren nicht nur mit finanziellen Mitteln in die Zukunft und den Erfolg ihrer Auszubildenden, sondern auch in Form von Zeit. 255 Teilnehmer gaben an, dass es zur Arbeitszeit gehört, wenn ein Kollege Fragen klärt oder den Berufsschulstoff wiederholt wird. Lediglich 39 Stimmen gaben an, dass es sowohl auf Auszubildendenseite als auch Kollegenseite keine Arbeitszeit ist.
49 % der Teilnehmer sagen, dass die Kanzlei bereits ein Prozessmanagement hat. Damit sind standardisierte Abläufe in der Kanzlei gemeint, welche u.U. systemgestützt optimiert und beobachtet werden.
Den Teilnehmern werden bereits in der Ausbildung anspruchsvolle Aufgaben übertragen, auch bereits während des ersten Lehrjahres. 79 % der Teilnehmer gab an, dass sie die Aufgaben anspruchsvoll und voranbringend finden. Die Teilnehmer (aus allen Lehrjahren) haben angegeben folgende Aufgaben zu übernehmen:

Auch die Zufriedenheit der Auszubildenden zeigt, dass diese nicht nur „stumpfe“ Azubi-Aufgaben übernehmen dürfen, sondern Ihre Ausbildung und die übertragenen Aufgaben als sinnvoll erachten. Hier ließ sich eine Durchschnittsnote von 7,0 ermitteln. Der Wert „0“ galt hier als totale Unzufriedenheit und der Wert „10“ gab die totale Zufriedenheit an.
Dass die Auszubildenden insgesamt zufrieden in den Kanzleien sind, zeigt auch, dass sie gerne in der Kanzlei sind. 115 Teilnehmer haben angegeben, dass Sie lieber in die Kanzlei als in die Berufsschule gehen. 98 Teilnehmer gehen sowohl gerne in die Berufsschule als auch in die Kanzlei. 85 Teilnehmer gaben an, lieber in die Schule zu gehen. Lediglich 8 Teilnehmer gehen weder gern in die Schule noch in die Kanzlei. Dies kann auf unzureichende Arbeitsatmosphäre in der Kanzlei hindeuten oder ein Indikator dafür sein, dass die Teilnehmer den falschen Ausbildungsplatz gewählt haben und schlichtweg nicht sehr zufrieden mit der Wahl sind.
Ausbildungsvergütung
Neben der Sicherheit des Arbeitsplatzes als auch den persönlichen Interessen und Stärken ist auch das Gehalt ein Grund sich für die Ausbildung zum/zur Steuerfachangestellten zu entscheiden (s.u.).
Die Mehrheit (61 %) der Teilnehmer gab an, dass sie mit dem Ausbildungsgehalt zufrieden sind. Das Gehalt ist, genau wie die Ausbildung, nicht bundeseinheitlich geregelt. Die Auszubildenden gaben an, dass sie im aktuellen Lehrjahr von kleiner als 325 € bis zu 1.300 € verdienen. Zu beachten hier sind die Steigerungen der Vergütung mit dem Erreichen eines höheren Lehrjahrs.

Trotz einer verhältnismäßig „guten“ Vergütung im Vergleich zu anderen Ausbildungsberufen gaben die Hälfte der Befragten an, dass Sie noch finanzielle Unterstützung durch die Familie benötigen. Ob dies jedoch rein monetär ist oder die Befragten damit das Wohnen bei den Eltern meinen, geht aus den Ergebnissen nicht hervor. Außerdem konnten die Teilnehmer eine Mehrfachauswahl vornehmen und sowohl beispielsweise einen Nebenjob ausführen als auch durch die Familie unterstützt werden.

Ausbildungsinhalte
Die Kanzleien stellen den Auszubildenden verschiedene Fördermaßnahmen von Fachliteratur in Form von Zeitschriften oder Lernmitteln bis hin zu Schulungen zur Verfügung. Dies deutet ein arbeitgeberseitiges Interesse an, den Auszubildenden auch langfristig beschäftigen zu wollen, da so von Beginn an die Entwicklung gefördert wird.

Die Teilnehmer gaben an, dass der Bezug der schulischen Inhalte auf den praktischen Berufsalltag nicht optimal umgesetzt wird (Durchschnittbewertung 5,6). Daraus lässt sich schließen, dass der Transfer des Wissens durch die Kanzlei zusätzlich gefördert werden sollte und dies bereits (s.o.) von den Kanzleien erkannt worden ist.
Die Ausbildung zur/zum Steuerfachangestellten zählt zu einer der anspruchsvollsten Ausbildungen in Deutschland, da sehr viel theoretisches Wissen in kurzer Zeit erlangt und angewendet werden muss. Zudem ist es nicht immer leicht, die Beziehungen zwischen den Lerninhalten direkt zu erkennen. Die Teilnehmer haben auf die Frage, wie gut sie mit dem Lernstoff zurecht kommen, mit einer durchschnittlichen Bewertung von 7,6 geantwortet (0 = nicht zurecht; 10 = zurecht). Jedoch zeigt das Ergebnis (s.u.), dass die Teilnehmer das in der Schule vermittelte Wissen und die Inhalte daheim wiederholen, nacharbeiten und durch Hausaufgaben festigen, um so gut mit dem Lernstoff umgehen zu können.

Karriere und Zukunftsaussichten
„Nach der Ausbildung ist vor dem Steuerfachwirt oder dem Steuerberater“, das könnten viele der Teilnehmer wohl sagen. Nach der Ausbildung ist für den größten Teil der Teilnehmer noch nicht Schluss, sondern Sie streben eine weitere Karriere in der Branche an.

Fazit für VALTAXA
Aus der Umfrage erschließen sich nun mehrere Handlungsoptionen für unseren Verein. Diese reichen von Ausarbeitung von Informationen im Bereich Ausbildungsarten und Verkürzungsoptionen, über die Vermittlung von Ausbildungspaten bis hin zu Aufklärung von Prozessmanagement. Hier sind die koordinierenden Vorstände Natalie Larenta und Katharina Kessner gespannt, welche Schwerpunkte von den Auszubildenden und Angestellten in steuer- und wirtschaftsberatenden Berufen zuerst angegangen werden wollen. Meldet euch einfach bei uns über die üblichen Kanäle!
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